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WG Gebrüder Simon Sekt is nice

Verantwortlicher Autor: Karl J. Pfaff / Michael H. Schmitt Lösnich/Mosel, 14.03.2023, 13:36 Uhr
Presse-Ressort von: LifestyleWeinKultur Bericht 7192x gelesen

Lösnich/Mosel [ENA] "Was lange gärt, wird endlich gut", sagt der Lösnicher Winzer und Sektproduzent Ingo Simon und darauf angesprochen, welches vergorene Produkt aus seinem Weinbaubetrieb er favorisiert, schiebt er ein: " Sekt - Was anderes gärt mir nicht in der Flasche", mit breitem Grinsen hinterher. Der Moselaner Ingo Simon und seine aus dem Markgräflerland stammende Frau Kirsten Pfitzer-Simon sind beide ausgebildete Winzer.

Sie bewirtschaften ein 4,5 ha großes Weingut mit ausnahmslos besten Steillagenflächen. Ihr Rebsortenportfolio ist ganz auf ihre Sektproduktion abgestimmt, welche die Rebsorten Riesling, Schwarzriesling, Weiß -und Spätburgunder umfasst. Kirsten Pfitzer absolvierte ihre Ausbildung im VDP Betrieb Blankenhorn in Schliengen und im Kalkweingut Istein im Markgräflerland. Von 1994 - 1996 besuchte sie die Winzerschule in Freiburg. Ingo Simon stammt aus einer traditionsreichen Winzerfamilie der Mittelmosel im Weinbaubereich Bernkastel, deren Weinbaugeschichte bis ins Jahr 1724 zurückreicht. Seine direkten Altvorderen, sein Vater Hermann und dessen Bruder Albert betrieben gemeinsam das Weingut und waren die Namensgeber des Weinguts Gebr. Simon.

"BRUT ist das neue NICE", so der moderne Slogan. Wenn dieses nice auf die neuen Gewohnheiten und Geschmackserwartungen im Sektkonsum eingehen soll, verstehen wir alten Sekthasen die sprachliche Bedeutung nicht so recht, oder wollen diese einfach nicht verstehen. Doch genau dieses englische "nice", einem der Jugendsprache entnommenes Adjektiv, welches in der deutschen Übersetzung mit sehr gut, großartig, schön, zu erklären wäre, ist das Motto des Verbandes traditioneller SEKTMACHER.

Gefragt wie das Lösnicher Weingut denn zur Sektproduktion gekommen sei, erklärt er: "Schon lange ließen wir eine geringe Menge von Grundweinen aus unseren großartigen Lagen versekten. Im Jahr 1995 gründeten wir die Sektmanufaktur Gebr. Simon. Wir versekten seither unsere Weine selbst, denn die Reben in den Steillagen von Lösnicher Försterlay, Kinheimer Rosenberg, Erdener Treppchen und Ürziger Würzgarten garantieren in fast allen Jahren Tropfen von hervorragender Qualität."

In der Tat, hier scheint die Welt des Weinbaus, noch im Reinen mit sich zu sein. Hier ist sie noch überall zu sehen, die typische Mosel-Einzelpfahlerziehung mit oft noch wurzelechten Reben. Doch die außergewöhnlichen Jahre wie zuletzt, fordern auch hier ihren Tribut. Hitze und Wassermangel haben auch an der Mittelmosel erkennbare Schäden hinterlassen. Simons Rebstöcke wachsen ausschließlich auf verwitterter Blauschiefergrundlage, einer Schiefervariante, auch Glaukophanschiefer genannt. Dieses oft bläulich gefärbtes Schiefer-Gestein, welches eine Metamorphose bei der Abkühlung des Erdmantels bei relativ niedrigen Temperaturen (< 400°C) und hohem Druck erfahren hat, ist typischer Vertreter in den Steillagen auch bei den Lagen von Simons.

Am Tag saugt das verwitterte Bodensubstrat die Sonnenkraft des Tages auf, um sie des Nachts an die Rebstöcke zurückzugeben. Sind die Bedingungen innerhalb der Wachstumsperiode eines Jahres optimal, verfügen die lagerfähigen Weine über ein ausgesprochen vielseitiges Geschmacksprofil. So auch Ingo Simons Rieslinge. Der 2021 Riesling Kabinett aus der Lösnicher Försterlay, ein fruchtsüßer Vertreter mit 7,5 % Vol. und einer Gesamtsäure gut oberhalb der 7 %, ist ein Parade-Wein für jeden Süffler, der Moselweine liebt. Ebenso überzeugt der 2018er Riesling Reserve trocken mit einer spannenden trockenen Fruchtsüße und einer kompakten Aromavielfalt von säuerlichem Apfel, Zitrusreflexen und reifer Mango.

Auch den trockenen Rieslingen aus dem Ürziger Würzgarten, in dem noch eine Vielzahl teils mehr als 80 Jahre alter Rebstöcke, sollte man unbedingt Beachtung schenken. Die Rieslinge vom Ürziger Würzgarten strotzen vor Mineralität und glänzen durch ihre Früchtearomatik. Gut gekühlt präsentieren sie sich durch einen animierenden Trinkfluss. Ein Glas mehr fällt nicht allzu schwer. "Viele, die uns kennen und die Arbeit sehen, halten uns für ein wenig rückständig", sagt ein lachender Winzer beim gemeinsamen Spaziergang mit ihm und seiner Frau durch die Weinberge. Und er lacht gerne. "Hier in den steilen Rebanlagen stehen sie noch, die so typischen Mosel-Einzelpfahlstöcke. Alte Rebstöcke auf alten Felsnasen."

Tatsächlich, hier ist alles nur zu Fuß erreichbar. An Maschinentechnik ist an solchen Orten nicht zu denken. "Bei uns braucht alles seine Zeit", ergänt Winzerin Kirsten Pfitzer, von Freunden gern "Kiki" genannt. "Es muss nicht immer alles schnell und kostenminimiert geschehen." Die Winzerfamilie baut die Weine nach Parzellen aus. "Jedes Rebstück hat bei uns einen ganz speziellen Fußabdruck und den schätzen unsere Kunden." So finden sich auf der Weinkarte des Weingut Gebr. Simon einige witzige Parzellennamen, so z.B. "Herzlai", "Kranklai", "Herberich", was nicht etwa mit einer gesundheitlichen Krise einhergeht, sondern wohl eher an die Genesung von einer solchen durch den Genuss der Weinbergsmedizin denken lässt.

Im Keller arbeitet Ingo Simon puristisch mit viel Wissen um ein tolles Produkt und vergärt fast alle seine Moste spontan. Er liebt die Klarheit und die Finesse seiner Rieslinge. Die Burgundersorten wachsen im Erdener Treppchen. Nur in den Topjahren gibt es Simon Spätburgunder-Rotweine, denn nur den Besten erlaubt er eine Vergärung im Fass und die anschließende Ruhezeit im Barrique.

2007 wurde im Mutterland des Weinbaus, in Georgiens damals größtem Weingut Winery Khareba nahe der Hauptstadt Tiflis, eine Stelle als Kellermeister ausgeschrieben. Ingo Simon bewarb sich, wurde eingeladen und bekam die Stelle. "Das waren anstrengende Jahre damals, zum eigenen Betrieb noch einen Job als Flying Winemaker anzunehmen. Ich nahm die Herausforderung unter anderem deswegen an, um die Methoden, dort den traditionellen Weinstil in großen Ton-Amphoren (Qvevri), die in den Boden eingelassen werden, zu machen kennen zu lernen. Das Verlangen nach im Quevri gereiften Spitzenweinen ist derart groß, dass diese Tradition langsam auch deutsche, spanische und andere europäische Winzer von georgischen Weinmachern erlernen wollen.

Ingo Simon gehört zum Vorstand des Verbandes Traditioneller Sektmacher. Diese richten sich nach der traditionellen Methode, Sekt in Flaschen zu vergären. Die eigenen Grundweine beschränken sich auf die Rebsorten Riesling, Pinot Noir/Spätburgunder, Pinot Meunier/Schwarzriesling, Pinot Blanc/Weißburgunder, Pinot Gris/Grauburgunder und selbstverständlich auf die Rebsorte Chardonnay. Die Sektherstellung spielt im Weingut Gebr. Simon eine gewichtige Rolle.

Alle Schritte von der Lese bis in die Flasche, werden zu 100% in Handarbeit verrichtet. Ganz traditionell werden dem frisch abgefüllten stillen Sekt im Liqueur de tirage Hefezellen zugesetzt und die Flasche wird mit einem Kronkorken verschlossen, der mit einer Eisenspange fest verschlossen wird. Während der Flaschengärung wird der Restzucker in der Flasche in Alkohol und Kohlendioxid umgewandelt. Der Druck in der Flasche steigt auf 4 oder 5 Atmosphären an. Nach der Reifung degorgiert Ingo Simon seine Sekte warm. Gute Unterstützung bei den vielfältigen Arbeitsschritten findet er durch einen sehr fleißigen Azubi Lucas Werling.

"Unsere Sekte sind bis weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt", strahlt Ingo Simon. "Riesling Brut" unser Markenzeichen, steht für fruchtigen, feinen, filigranen Riesling Sekt. Die Trauben stammen alle aus den steilen Hängen von Lösnich, Erden und Ürzig." Der weißgekelterte Schwarzriesling besticht durch seine harmonische Frucht, elegante Mundfülle und einer stabilen Perlage. Die Freunde des guten Riesling Brut und weiterer perlender Vertreter müssen damit rechnen, dass am Ende eines Jahres diese ausgetrunken sind. Doch ein wenig Trost bleibt, die nächste Charge wartet bereits auf sie. - www.gebrueder-simon.de/

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