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Weinmanufaktur „TheSchmidt“ alles Eco

Verantwortlicher Autor: Michael Schmitt/Karl J. Pfaff Traben-Trarbach, 14.12.2024, 10:22 Uhr
Presse-Ressort von: LifestyleWeinKultur Bericht 4013x gelesen

Traben-Trarbach [ENA] „Mein ganzes Leben lang war ich von Ecovin-Weingütern umgeben und strebte schon immer eine Mitgliedschaft in diesem Verband an“, betont Steven Schmidt. Die ökologischen Arbeitsweisen und die Betrachtungen der Ökowinzer in puncto Bodenerhaltung und -verbesserung, Artenvielfalt im Weinberg und Pflanzenschutz überzeugten Steven Schmidt. Seit dem Jahr 2024 ist die Weinmanufaktur „TheSchmidt“ aus dem Moselörtchen.

An der moseltypischen Einzelpfahlerziehung hält er fest, nutzt daneben allerdings auch alternative Erziehungssysteme wie die Vertiko-Erziehung. „In Hitzejahren ist der arbeitswirtschaftliche Nutzen dieser Methode recht groß“, sagt der Winzer. „Die Trauben kommen weg vom Boden und damit auch von der größten Hitze, die Säure bleibt erhalten. Die Vertiko-Erziehung kann also die Qualität der Beeren steigern.“ Jedoch geht es ihm um vieles mehr. In seinem kleinen, rein ökologisch bewirtschafteten Betrieb möchte er mit möglichst wenigen Eingriffen Weine erzeugen, die die Natur widerspiegeln, authentische und vom Terroir geprägte Weine, die lange im Gedächtnis bleiben.

„Spitzenweine zu erzeugen ist eine Kunstsparte für sich und jeder, der sich darauf versteht, darf sich Künstler nennen. Darauf arbeite ich hin“, strahlt Steven ganz selbstbewusst. 2003 begann er eine Lehre zum Winzer, die er 2006 erfolgreich im Weingut Martin Kerpen als Winzergeselle abschloss. 2020 absolvierte er eine zweite Berufsausbildung zum staatlich geprüften Sommelier in Koblenz und gründete 2019 mit Freunden die Weinmanufaktur. Seit 2024 allerdings führt Schmidt das Unternehmen alleine. Sowohl alle Arbeiten im Weinberg als auch die Kellerarbeit, das Marketing, der Vertrieb und die Kundenbetreuung liegen in seiner Hand.

Die Bevölkerung des Ortes Wolf, einst bekannt wegen seiner Klosterkirche auf dem nach ihr benannten Berg, lag oftmals mit den Kugelherren des Klosters im Streit. Allerdings wurden Kloster und Kirche ab etwa 1685 dem Verfall preisgegeben. Auch Goethe beschrieb die damals tückische Mosel bei Wolf in wildem, strudelndem Verlauf zwischen Wolf und Trarbach. Denn er befand sich bei der Schiffsreise in Lebensgefahr. Goethe kehrte aus dem Koalitionskrieg gegen Frankreich zurück. Er hatte sozusagen als Kriegsberichterstatter für seinen Freund, den Herzog von Weimar gearbeitet. In tiefer seelischer Verstimmung über die beobachteten Kriegsereignisse wollte er so rasch wie möglich die Strecke von Trier nach Koblenz zurücklegen.

Er entschied sich nicht für die Kutsche, sondern für ein Boot. Er beschrieb seine Anlandung höchst dramatisch: “Nun überfiel uns die Nacht, bevor wir Trarbach erreichen oder auch nur gewahren konnten. Es ward stockfinster; eingeengt wussten wir uns zwischen mehr oder weniger steilem Ufer, als ein Sturm, bisher schon ruckweise angekündigt, gewaltsam anhaltend hereinbrach; bald schwoll der Sturm im Gegenwinde, bald wechselten abprallende Windstöße niederstürzend mit wütendem Sausen; eine Welle nach der anderen schlug über den Kahn, wir fühlten uns durchnässt. ....." Im Hause Böcking in Traben-Trarbach erhielt er eine standesgemäße Unterkunft.

„Ein paar Worte zum Projekt Weinmanufaktur“, führt Steven Schmidt weiter aus. „Ursprünglich aus einer spontanen Laune 2018 entstanden, wollten ein paar Freunde und ich eine 2.100 m² große Parzelle mit wurzelechten Reben in der Wolfer Sonnenlay erhalten. Wir stellten sofort die Bewirtschaftung auf biologischen Anbau um. Aus dieser Parzelle entsteht alljährlich bis heute der erste Wein der Manufaktur mit der Bezeichnung, Mutterschiff‘. Ein Individualist wie alle unsere Weine“, so Schmidt. „Jedes Jahr ändern sich die Bedingungen für unsere Reben. Die Weine besitzen im Grundton zwar Ähnlichkeit, allerdings sind sie Jahr für Jahr verschieden, und bekommen deshalb auch jedes Jahr einen neuen Namen.“

Auf eineinhalb Hektar erzeugt die Manufaktur Weine etwa 2.500-3.000 Liter pro Hektar. In renommierten Steillagen wie „Bernkastler Badstube“, „Graacher Himmelreich“ und „Wolfer Sonnenlay“ liefern seine teils einhundert Jahre alten Rebstöcke allerbeste Riesling-Qualitäten. Die Auflage der Weine ist in der Regel auf 1.200 Flaschen begrenzt. Sind diese ausgetrunken, muss der Freund handgemachter, ausdruckstarker Moselweine bis zum nächsten Jahrgang warten. Die Manufaktur ist in ihrer jetzigen Form mit Sicherheit eine Ausnahme im deutschen Weinbau. Wenige junge Winzer wagen sich an die Risiken, die ein Weingut dieser Größenordnung mit sich bringt.

Allein nach Größe beurteilt, sollte man die Manufaktur „TheSchmidt“ in der Kategorie der „Garagenweingüter“ verorten. Mitte der 1990er Jahre etablierte sich im französischen Saint-Émilion in der Region Bordeaux ein Begriff für individuelle Weine, der alsbald nicht mehr aus der Weinbranche wegzudenken war. Winzer, die nur wenige tausend Flaschen Wein produzierten, wurden „Garagiste“ genannt und ihre Weingüter „MicroChâteaus“. Folglich wurden ihre Weine anfangs auch als „Garagenweine“ betitelt, doch sollte diese Begriffswahl nicht allzu wörtlich genommen werden. Denn der „Vin de garages“ schmeckte oft vorzüglich und fand schnell Freunde, vor allem in der näheren Nachbarschaft der Mikroweingüter und unter Weinliebhabern.

Schmidts Rieslinge erfüllen gerade diese Grundbedingungen. Vielleicht ohne es zu wissen, hat er sich bereits einen festen Platz in der Welt der vorzüglichen (deutschen) Weine erarbeitet. Seine Prädikatsweine, allesamt eigensinnige Individuen wie der Winzer selbst, leben von ihrem Charakter, ihrer Ausdruckskraft und ihrer Vitalität. Weine, die so nicht häufig anzutreffen und erst recht nicht einfach zu beschreiben sind. Im Jahr 2024 kam zum ersten Mal der Riesling Qualitätswein „Rückenwind“ aus dem Jahrgang 2023 in den Verkauf. Dieser kraftvolle, trockene Riesling wurde im Holzfass ausgebaut und, wie alle Schmidt-Weine, spontan vergoren. Er ist ein adäquater Einsteiger in das Portfolio.

Jahrgang 2023 aus dem Wolfer Sonnenlay brilliert durch eine Vielzahl von Aromen nach Wiesenkräutern, allen voran die Melisse. „Back to the Roots“, bemerkt Steven Schmidt über sein halbtrockenes Gewächs. Die dezente Note des Restzuckers und die gut eingebundene Säure ergeben zusammen einen großen bio-zertifizierten Wein. Apropos „Lay“ – dies ist eine alte keltische Bezeichnung und bedeutet Schiefer oder Schieferfels. Viele markante Lagen an der Mosel führen diese Zusatzbezeichnung in ihren Namen. „Karat“, der 2023er Riesling Kabinett aus der Bernkastler Badstube, ist ein trockener Riesling mit duftenden Aromen nach reifem Apfel, Birne und Zitrus.

Sehr saftig zeigt sich der Riesling Kabinett „Blum“ aus dem Jahr 2023. Fruchtzucker und eine animierende Säure machen den Mund wässrig und bieten erfrischenden Genuss. Auch bei diesem Wein ergänzen sich die Aromen von Grapefruit, Ananas und weißen Früchten. „,Blum‘ ist eine Hommage an meinen größten und wichtigsten Lehrherrn Lothar Blum“, kommentiert Steven Schmidt diesen Wein. Eine kurze Beschreibung des Geschmackserlebnisses von einem der Besten, „Perle“, darf nicht fehlen. Er entstammt einer Einzelparzelle der Bernkastler Badstube aus dem Jahrgang 2022. Die Rebstöcke wurden in den 1960er Jahren gepflanzt. 2022 gab es reichlich edelfaules Lesegut, wie Schmidt erzählt, was aus diesen Trauben eine wahre Geschmacksexplosion bewirkt.

Steven „TheSchmidt“ kann man nur wünschen, dass Weinfreunde, die das Besondere lieben, auch einmal von seinen Weinen kosten. Einem wilden Winzer wie Steven Schmidt geht es um den Erhalt der Kulturlandschaft, um die Tradition und um das Erzeugen hochwertiger Weine, die in Erinnerung bleiben. Bleibt noch zu erwähnen: Auf den Kapseln und den Etiketten der Manufaktur findet man ein Symbol, das so Manchen an ein christliches Zeichen erinnern mag. Schmidt jedoch klärt auf: Die Darstellung zeigt eine typische Moselpfahlerziehung mit der Rutenbindung in Herzform. https://www.theschmidtwein.de/

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