Freitag, 26.04.2024 18:20 Uhr

Weingut Portrait des Monats: Forster an der Nahe

Verantwortlicher Autor: Karl J. Pfaff / Michael H. Schmitt Rümmelsheim/Nahe, 23.02.2023, 17:53 Uhr
Presse-Ressort von: LifestyleWeinKultur Bericht 7308x gelesen

Rümmelsheim/Nahe [ENA] Seit acht Generationen leben die Forsters in Rümmelshein und dem angrenzenden Ortsteil Burg Layer. Der Ort gehört zum Weinbaubereich Nahetal. Aktuell finden sich in diesem Nahe-Anbaugebiet noch 11 selbstvermarktende Winzerfamilien, die eine Weinbaufläche von etwa 120 Hektar bewirtschaften. Das Weingut mit Georg und Margit Forster pflegt davon 25 ha. Seit den 80er Jahren hat sich der Anbau nahezu halbiert.

"1938 bewirtschaftete mein Großvater mal gerade vier Ar Weinbaufläche zum Eigenbedarf", erzählt Winzer Georg Forster. "Wie fast überall hielt sich auch unsere Familie mit einem landwirtschaftlichen Mischbetrieb, ein wenig Ackerbau und etwas Viehzucht über Wasser. Mein Vater Karl Forster vergrößerte im Jahr 1968 die Fläche auf fünf Hektar und fokussierte sein Engagement auf die Erzeugung von Fassweinen. Das im Ortteil Burg Layer ansässige Weinhandelsunternehmen Pieroth nahm damals die gesamte Produktionsmenge ab. Das Unternehmen Pieroth florierte damals und für viele kleine Winzerbetriebe lohnte es sich, auf einen Schlag die Arbeit eines Jahres honoriert zu bekommen", so Georg Forster weiter.

1985 erschütterte die Weinwelt ein riesiger Panscherskandal, der sogenannte Glykolskandal. Er hat weitreichende Imageschäden nach sich gezogen. Von Grafenwörth in Niederösterreich ausgehend, hatte man aus Profitgier österreichischen Wein mit Glykol, einem Frostschutzmittel für Motoren, gepanscht, um die Süße eines Weines zu erhöhen, ohne dabei die von Weinbauverbänden durchgeführten Zucker-Tests zu beeinflussen. Offenbar war die Betrugsmasche von Landesministerien zumindest teilweise gedeckt worden, wobei dem damaligen Berliner Wirtschaftssenator und Weinbauunternehmer Elmar Pieroth aus Burg Layer sowie weiteren deutschen Weinhändlern nachgewiesen werden konnte, maßgeblich an diesem Betrug beteiligt gewesen zu sein.

"Ich hatte aus den miserablen Erfahrungen der Vorjahre gelernt", berichtet Georg Forster, "und wollte mich und das Familienunternehmen niemals mehr von einem Abnehmer abhängig machen. Nach einer dreijährigen Winzerausbildung in einem im Nachbarort übernahm ich den Betrieb 1986 von meinem Vater. 1988 schloss ich die Wirtschaftsschule in Bad Kreuznach mit der Meisterprüfung ab. Also entwickelten wir andere Absatz- und Vertriebsmöglichkeiten." 1988 lernte der junge Winzer die damalige Nahe-Weinkönigin von 1988/89 Margit Klein, aus dem Bretzenheimer Weingut Bischof-Klein kennen. 1992 heirateten beide und führen seitdem gemeinsam das Rümmelsheimer Familienunternehmen.

Beide orientierten sich an den Grundprinzipien des ökologischen Landbaus und stellten den Betrieb auf biologischen Weinbau um. 1994 wurden sie Mitglied im ECOVIN Bundesverband Ökologischer Weinbau e.V. Von den vier Kindern, hat sich ihr 1993 geborener Sohn Johannes entschieden, eine Ausbildung als Winzer zu absolvieren, um irgendwann einmal den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Das Weinmachen lernte er in den Weingütern Dreissigacker und Dr. Köhler, beide im rheinhessischen Bechtheim gelegen. Auch in Südafrika, nahe Kapstadt, sammelte er Erfahrung beim Gut Buitenverwachting.

Danach besuchte er die Fachschule für Weinbautechnik und Önologie in Bad Kreuznach. Schon in frühester Jugend arbeitete er aus Spaß an der Natur und dem Rebensaft gelegentlich mit. "Johannes, wie auch unsere drei Töchter, waren immer schon sehr naturverbunden. Er nutze jede Gelegenheit, um mit uns in die Weinberge zu gehen", erzählt Margit Klein-Forster mit einem Lächeln. "Seit 2013 arbeitet er fest im Betrieb, ist für die Kellerarbeit verantwortlich und begleitet meinen Mann ansonsten bei der Arbeit im Weinberg. Ich bin für Büro, Vertrieb und Marketing verantwortlich und organisiere alles um den Familienbetrieb herum."

Forsters sind Partner der "Stiftung Lebensraum - Mensch. Boden. Wasser. Luft." Ziel der Stiftung ist es, für einen lebenswerten Lebensraum konstruktive, regionale Lösungen zu finden, um der globalen Herausforderung mit der Sicherung natürlicher Ressourcen zu begegnen und diese mit umfassendem Klima- und Umweltschutz zu verbinden. Georg Forster ist Teilnehmer am KlimaHumus Programm, d.h. Klimaschutz durch ökologische, ökonomisch nachhaltige Bodenbewirtschaftung, Entzug von atmosphärischem CO2 durch den Aufbau von Humus, damit verbunden die Bindung von Kohlenstoff im Boden, was nicht nur eine Verbesserung der Bodenqualität bedeutet, sondern auch eine Verminderung der Treibhausemissionen.

ÖkoKompostherstellung

Vieles hat sich in den letzten Jahren im Weingut getan, zahlreiche Umbaumaßnahmen haben stattgefunden. So ist z.B. eine neue Vinothek in Holzbauweise entstanden, die eine Verkostung der Forster-Weine zu einem besonderen Vergnügen werden lässt. "Wir haben viel im Weingut umgekrempelt seitdem wir ökologisch arbeiten und können uns immer auf die Familie als Team verlassen, was ein großes Glück ist", sagt Margit Klein-Forster. "Edition Abenteuer" nennt die Winzerfamilie Forster eine besondere Kollektion. Die aus drei trockenen Riesling-Weinen und einem Spätburgunderwein bestehende Auswahl, deren Reben allesamt auf unterschiedlichstem Bodenareal gewachsen sind, versprühen das Odeur des Nahetals auf vielfältige Weise.

Forsters Reben finden sich in den Einzellagen Burg Layer Johannisberg, Hölle, Schlossberg, Rothenberg und Laubenheimer Vogelsang, sowie Dorsheimer Trollberg. Hier stehen die Reben auf vitalen Böden, welche durch umfangreiche Begrünung mit ausgewählten Kräutern und einer Pflanzenvielfalt lebendige Böden garantieren. Aktiver Humusaufbau mit selbsthergestelltem Kompost verbessert den Wasserhaushalt in den Weinbergen und schafft somit die Grundlage für fruchtige, mineralische Weine. "Die Bodenvielfalt hier an der Nahe ist unser größter Schatz. Im Umkreis von 5 Kilometern können wir auf vitale, grundverschiedene Böden bauen, die in hunderten Millionen Jahren schon viel erlebt haben", sagt Winzer Georg Forster.

Das Portfolio des Nahe-Weinguts ist folgend gegliedert: Naheweine -Rebsortenweine, Erdenweine - aus Böden mit Kies, rotem Schiefer und Quarzit, Lagenweine - werden aus Parzellen von besten Lagen vinifiziert. Die Premium-Weine des Weinguts bestehen aus Riesling vom Kies, Riesling vom roten Schiefer und Grauburgunder Reserve. Außer den Rebsorten Riesling, Spät-, Grau- und Weißburgunder finden sich die Sorten Scheurebe, Müller-Thurgau, Frühburgunder und Dornfelder, sowie die pilzwiderstandsfähigen Reben Solaris, Johanniter, Cabernet Blanc, Muscaris, Sauvignac und Regent.

Riesling von Kies 2020, ein Erden-Wein, gewachsen auf Quarzit-Grundlagen urzeitlicher Meeresküsten, stellen eine Basis für Top-Rieslinge dar. Auch hier dominieren gelbe Steinfrüchte und leichte Citrusnoten. Mit gerade einmal 11,5 % vol. Alkohol ist dieser Vertreter zu den Spitzen zu zählen. Sein trockener Mitbewerber vom roten Schiefer der mit RZ 4,1 g, und 7,7 g S und ebenso moderatem Alkoholgehalt ausgestattet ist, wurde beim Internationalen Bioweinpreis 2021 mit Gold ausgezeichnet. Eine Steigerung sind die Lagenrieslinge u.a. aus der Lage Burg Layer Schlossberg. Weine, gewachsen in rotem Tonschiefer auf Hunsrück-Quarzit voller Mineralität und Frucht.

Wer sich auf ein Abenteuer einlassen möchte, dem seien der Himmelsstürmer, der Seefahrer, der Bergsteiger und der Wüstenwanderer empfohlen. Vier Protagonisten, die sich sehen lassen können. Der Himmelsstürmer 2020, ein weißgekelterter Spätburgunder aus der Burg Layer Hölle, kann sich nicht so recht zwischen fruchtigen Noten der Erdbeere und der bitteren Variante von Blutorange und Rhabarber entscheiden. Gerade das macht ihn aber zu einem trockenen tollen Typen. Auch der Wüstenwanderer vom Dorsheimer Trollberg strotzt von Saftigkeit und zartem Schmelz. Die Aromatik von reifen Äpfeln paaren sich mit Steinfruchtnoten und einem Hauch von Karamell. Wer einen kräftigen Weißen mag, sollte einmal den Grauburgunder Reserve aus 2020 verkosten.

Gewachsen in der Einzellage Burg Layer Rothenberg auf verwittertem rotem Devon-Schiefer brilliert er mit 14,5 % vol. Alkohol, ausgesprochener Mineralität und zartem Schmelz. Vanille, Hefe und zarte Holznoten stammen aus einem neuen Halbstück-Holzfass, in dessen Schutz der Wein 12 Monate ruhen durfte. Auch in diesem Jahr ist das Nahe-Weingut Forster auf der Pro Wein in Düsseldorf vertreten. Alle Infos: https://www.forster-wein.de/

Für den Artikel ist der Verfasser verantwortlich, dem auch das Urheberrecht obliegt. Redaktionelle Inhalte von European-News-Agency können auf anderen Webseiten zitiert werden, wenn das Zitat maximal 5% des Gesamt-Textes ausmacht, als solches gekennzeichnet ist und die Quelle benannt (verlinkt) wird.
Zurück zur Übersicht
Info.